Windige Herbsttage zählten in der Kindheit für viele Menschen zu den absoluten Highlights des Jahres – denn dann war Drachenzeit. Die Rede ist natürlich nicht von feuerspeienden Märchengestalten, sondern von Flugdrachen aus Stoff, Papier oder Plastik, die an Schnüren geführt munter im Wind tanzten. Auch wenn die Kindheit schon lange vorüber ist: Drachenfliegen ist auch für Erwachsene eine Riesengaudi. Wir erklären, welche unterschiedlichen Fluggeräte es gibt, wie Sie sie in die Luft bringen und worauf Sie sonst noch achten sollten.
Die Kraft des Windes spüren, nahezu grenzenlose Freiheit genießen, eins sein mit der Natur: Drachenfliegen macht einfach Spaß. Doch Drachen ist nicht gleich Drachen. Die einfachste Form ist der sogenannte Einleiner. Er flattert – der Name lässt es bereits vermuten – lediglich an einer Leine im Wind. Sieht schön aus, ist aber wenig spektakulär. Darf’s mehr Action sein? Dann müssen mindestens zwei Schnüre her, mit denen man die Flugbahn des Drachen beeinflussen kann. Willkommen in der windigen Welt der Lenkdrachen. Hierbei gilt es, zwischen unterschiedlichen Arten von Fluggeräten zu unterscheiden.
Welche Arten von Lenkdrachen gibt es?1
Gerade für Anfänger ist die sogenannte Lenkmatte eine gute Wahl. Sie besteht lediglich aus einer Art Stoffsegel oder -matte sowie Steuerleinen und „hängt“ zugstark im Wind. Vorteil: Im Gegensatz zu einem Lenkdrachen verfügt sie über kein Gestänge, was den Aufbau enorm vereinfacht. Ausrollen, Leinen ausrichten, Windfenster anpeilen und los geht’s. Auch das Fliegen ist einfacher als mit einem Lenkdrachen, zudem verzeihen Lenkmatten dank ihrer robusten Konstruktion auch heftigere Abstürze. Allerdings ermöglichen sie lediglich eine eingeschränkte Zahl von Flugmanövern.
Mit einem Lenkdrachen lassen sich fraglos deutlich spektakulärere Figuren in den Himmel malen. Geübte Piloten zaubern mithilfe der beiden Steuerleinen eine Vielzahl von Tricks an den Horizont – von Schleifen und Achten über Loopings bis hin zur „Schildkröte“2. Doch das erfordert Übung. Hinzu kommt, dass der Aufbau etwas länger dauert als bei einer Lenkmatte. Wer die hohe Schule des Drachenfliegens beherrscht, greift sogar zu sogenannten Vierleinern: Zusätzlich zu den beiden Steuerleinen – mit denen der Pilot die Flugrichtung vorgibt – ermöglichen zwei weitere Seile die Veränderung des Neigungswinkels.
Darüber hinaus gibt es noch die sogenannten Kite-Drachen. Vom Aufbau her ähneln sie einer Lenkmatte, bieten dem Wind jedoch wesentlich mehr „Angriffsfläche“. Sie sind in verschiedenen Größen erhältlich und definitiv nichts für Anfänger! Vor allem Kitesurfer, Snow- und Buggy-Kiter erreichen mit diesen Fluggeräten zu Lande, zu Wasser und auf Schnee teils aberwitzige Geschwindigkeiten und beeindrucken mit meterhohen Flugeinlagen.
Drachen starten, fliegen, landen: So klappt’s mit dem Abheben
Sie haben das für Sie passende Modell gefunden? Prima! Doch bevor sie in die Luft gehen, sollten Sie sich unbedingt die Bedienungsanleitung zu Gemüte führen. Das erspart Ihnen Ärger und demoralisierende Abstürze. Denn bereits ein falsch gesetzter Knoten oder ein nicht korrekt montiertes Gestänge kann jeden Drachen in einen flugunfähigen Tölpel verwandeln.
Safety first: Beachten Sie diese wichtigen Sicherheitstipps beim Drachenfliegen
- Sicherheit geht vor: Fliegen Sie niemals in der Nähe von Stromleitungen, Häusern, Gleisen, Straßen oder Flughäfen.3 Bei letzteren sollten Sie einen Mindestabstand von sechs Kilometern einhalten.4
- Stürzt ein Lenkdrachen ab, kann er schwere Verletzungen verursachen. Prüfen Sie daher vor und während des Fluges stets Ihre Umgebung und nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Mitmenschen sowie auf Tiere.3
- Fliegen Sie niemals bei (drohendem) Gewitter.
Drachen richtig starten, fliegen und landen5
- Starten Sie immer gegen den Wind.
- Achten Sie vor dem Start darauf, dass beide Leinen gleich lang ausgerollt sind – am besten mindestens 25 Meter lang. Bereits ein Unterschied von wenigen Zentimetern führt unweigerlich dazu, dass der Drachen nach dem Abheben zu einer Seite abkippt.
- Bei Lenkdrachen benötigen Sie gerade als Anfänger einen Starthelfer. Er sollte den Drachen mittig entgegen der Windrichtung auf den Boden stellen. Ziehen Sie nun kräftig und gleichmäßig an beiden Leinen… „and lift off!“ Mit einer Lenkmatte können Sie mit etwas Übung sogar ohne einen Helfer abheben.
- Achten Sie auf die richtige Körperhaltung. Halten Sie die Hände nah zusammen vor dem Körper, nicht hinter dem Kopf.
- Beginnen Sie damit, den Drachen sicher am Himmel zu halten. Wenn das gelingt, können Sie mit kleinen Lenkbewegungen erste Manöver starten.
- Dabei gilt: Ein Zug an der linken Leine lenkt den Drachen nach links, wollen Sie nach rechts fliegen, ziehen Sie an der rechten Steuerleine. Halten Sie beide Leinen gleich, fliegt der Drachen in die Richtung weiter, in die die Drachenspitze zeigt.
- Vermeiden Sie hektische Lenkbewegungen.
- Abgestürzt? Kein Problem. Bevor es weitergeht, müssen Sie jedoch die Steuerleinen entwirren – und natürlich erneut die Umgebung überprüfen.
- Zum Landen steuern Sie den Drachen langsam an den Rand des sogenannten Windfensters. Dies ist der Bereich, in dem der Drachen fliegen kann. Stellen Sie sich hierzu eine dreidimensionale halbe Kuppel vor, in der je nach Winkel zum Piloten unterschiedliche Windstärken herrschen. Experten unterteilen dieses Windfenster in drei Teile: die Powerzone, Softzone und den Fensterrand.6 Steuern Sie zum Landen also ganz nach links oder rechts an den Rand, wo wenig Wind herrscht und lassen Sie das Fluggerät langsam und kontrolliert zu Boden gleiten.
1 Quelle Drachen-Vergleich: outdoor-und-sport.de.
2 Quelle Lenkdrachen fliegen: www.adverkiting.de.
3 Quelle Lenkdrachen fliegen: www.adverkiting.de.
4 Quelle Das ist erlaubt: www.wz.de.
5 Quelle Anfänger Tipps: www.drachenwiki.de.
6 Quelle Kite Windfenster: kiteboardschool.nl.
Bildquelle Hauptmotiv: Urheber: detailblick-foto.
(Stand 10/2018, Irrtümer vorbehalten)
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