„Nur noch wenige Minuten sind zu absolvieren, bei der 2018er Ausgabe des 24-Stunden-Klassikers hier in Le Mans – und die Spannung spitzt sich zu. An der Spitze kann der Dacia LMP1 den auf wenige Sekunden zusammengeschmolzenen Rückstand auf den etablierten Konkurrenten aus Ingolstadt, jahrelang die dominierende Kraft in diesem Rennen, immer weiter verkürzen. Schafft der Neuling Dacia tatsächlich die Sensation? Sehen Sie die Entscheidung nach einer kurzen Werbepause …“
Sie glauben, diese fiktive Reportage vom nächstjährigen Rennen in Le Mans könnte nicht weiter von der Realität sein? Nun, prinzipiell liegen Sie damit richtig. Dennoch hätte sich diese Vision eines Starts von Dacia beim Traditionsrennen an der Sarthe fast bewahrheitet. Denn ein privates Team hatte den Plan, zwei Le Mans-Prototypen in der leistungsstärksten Klasse, der sogenannten LMP1, unter dem Namen Dacia einzusetzen.1 Letztlich scheiterte das Projekt an Finanzierungsproblemen. Und beim Thema Geld sind wir auch schon an dem Punkt, warum Dacia – sicher auch in Ihren Augen – dort einfach nicht hingehört. Denn die Jahresbudgets in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (World Endurance Championship / WEC), deren absolutes Saisonhighlight die „24 heures du Mans“ sind, liegt Gerüchten zufolge für die Werksteams bei mindestens 100 Millionen Euro oder deutlich mehr. Und wer als Privatteam vorn mitfahren will, muss natürlich auch zumindest in die Nähe dieser pekuniären Regionen vordringen.
Dacia steht für kostengünstigen Motorsport
Die in der WEC nötigen Kosten entsprechen also nicht wirklich dem Anspruch von Dacia. Denn wie es in der Dacia Philosophie heißt: „Gemeinsame Merkmale aller Dacia Modelle sind die zeitgemäße Antriebstechnologie, das ausgezeichnete Raumangebot und das herausragende Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Und gerade dieser letztgenannte Punkt ist Dacia auch bei praktisch allen motorsportlichen Aktivitäten sehr wichtig. Geradezu beispielhaft dafür steht der Dacia Logan Cup, den die Marke 2006 initiierte. Dafür bot die Marke für ihr weltweit erstes Low Budget Fahrzeug drei Cup-Kits an, je eins für den Einsatz auf der Rundstrecke, bei Asphalt- oder bei Schotter-Rallyes. Mit Sportsitz und Sechspunkt-Gurt, speziellem Fahrwerk sowie Feuerlöscher und Überrollkäfig stand einem Einsatz auf der Rennstrecke somit nichts mehr im Weg. Und auch wenn die gegenüber dem damaligen Serienmodell unveränderte Leistungsausbeute von 90 PS nicht gerade üppig klingt – großer Fahrspaß und echtes Racefeeling war garantiert. Entschuldigung, natürlich muss es heißen: „ist garantiert“ – denn auch wenn der Dacia Logan Cup nicht mehr den Status eines offiziellen Markenpokals genießt, so wird er auch heute noch ausgetragen; sämtliche Saisonläufe finden in der Motorsport Arena Oschersleben statt.
Mit vollem Einsatz über Eis, Sand und Schotter
Auch international pflegte und pflegt Dacia die Teilnahme an – zumindest aus deutscher Sicht – eher etwas abseits des ganz großen Scheinwerferlichts positionierten Rennevents. Von 2010 bis 2016 startete man beispielsweise mit einem Dacia Lodgy in der französischen Schnee- und Eisrennserie Trophée Andros. Unter der Silhouette des günstigsten Familienvans hierzulande sorgte der vom Reglement vorgeschriebene Einheitsmotor, ein 3,5-Liter-V6 mit mehr als 350 PS, in Kombination mit Allradantrieb und -lenkung sowie Spike-Reifen für mächtig Schub und spektakuläre Action. Nach zwei Vize-Titeln in den ersten beiden Saisons krönte sich Starpilot und Formel 1-Legende Alain Prost 2012 zum Champion.
Noch mehr Power unter der Haube hatte der Dacia Duster „No Limit“, der 2011 das legendäre Bergrennen Pikes Peak in Angriff nahm. Sein per Doppelturbo aufgeladener V6 mit 3,8 Liter Hubraum leistete eindrucksvolle 850 PS und hatte mit dem nur 950 Kilogramm schweren Boliden leichtes Spiel. Pilot Jean-Philippe Dayraut steuerte damit auf atemberaubende Weise in nur 10 Minuten und 17 Sekunden die 20 Kilometer und 1439 Höhenmeter auf den 4301 Meter hohen Gipfel – und landete damit auf einem hervorragenden dritten Rang.
Und dass der Duster nicht nur flott, sondern vor allem robust und zuverlässig ist, beweist ein argentinisches Team seit vielen Jahren mit der regelmäßigen Teilnahme an der berühmt-berüchtigten Dakar-Rallye. Bei der inzwischen auf dem südamerikanischen Kontinent ausgetragenen Marathonveranstaltung über jeweils rund 9000 Kilometer fahren die mit rund 390 PS starken V8-Motoren ausgerüsteten Rennversionen des sympathischen Preisbrechers seit ihrem Debüt 2013 regelmäßig in die oder knapp außerhalb der Top 20 der Gesamtwertung. Übrigens: Wundern Sie sich nicht über die Rhombe im Kühlergrill des Duster, denn dieser wird in Südamerika unter dem Markennamen Renault und nicht Dacia angeboten.
1 Quelle: www.motorsport-total.com.
(Stand 09/2017, Irrtümer vorbehalten)
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