Wenn Kinder kriechen, klettern und kraxeln und dabei Gärten oder Wohnzimmer akribisch durchsuchen, dann ist es wieder soweit: Das Osterfest hat begonnen. Während in weiten Teilen der Republik bunte Ostereier und leckere Schokohasen die kindliche Gier stillen, stehen in vielen Gemeinden noch ganz andere Attraktionen auf dem Programm. Haben Sie schon von Osterrädern, Eiertrullern oder Ostereiertitschen gehört? Wir haben für Sie fünf kuriose deutsche Osterbräuche zusammengestellt.

Osterräder

Manche Traditionalisten sind für Ostern im wahrsten Sinne Feuer und Flamme: Für den Osterräderlauf stopfen Hobby-Zündler große Mengen Stroh in zuvor gewässerte Eichenräder, zünden die Konstruktion an und stoßen das Feuerrad einen Hang hinab. Rollen die brennenden Bälle schnurstracks bis ins Flussbett, steht der Legende nach eine gute Ernte bevor. Nur wenige Gemeinden in Norddeutschland, Hessen und den österreichischen Alpen praktizieren heute noch den rund 2.000 Jahre alten Brauch. Besonders beliebt ist diese Tradition in der Stadt Lügde im Weserbergland: Jedes Jahr versammeln sich am Abend des Ostersonntags hunderte Besucher auf dem sogenannten Osterberg und bestaunen das spektakuläre Schauspiel. Sehen Sie selbst:

 

Ostereierschieben

Eine deutlich ruhigere Kugel – oder genauer gesagt: ein Ei – schieben Kinder in Ostbrandenburg. Die als Eierschieben, Eierrollen oder Eiertrullern bekannte Tradition geht auf die sorbische Kultur zurück: Früher rollten Kinder aus wohlhabenden Familien Eier, Äpfel, Apfelsinen und andere halbwegs runde Gegenstände einen Hang hinab. Unten empfang der Nachwuchs ärmerer Bauern die Geschenke. Heute versammeln sich Kinder unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen bunt gemischt oben und am Fuß eines Hangs. Im sächsischen Bautzen wird das Eierschieben zum Volksfest: Rund 15.000 Besucher tummeln sich jährlich auf dem Protschenberg.

Ostereierlauf

Auf der Insel Sylt oder in Remlingen bei Würzburg ist der Eierlauf zu Ostern schon fast ein Volkssport. Allerdings mit unterschiedlichen Regeln: Während in der niedersächsischen Kleinstadt jugendliche Sammler und Läufer gegeneinander antreten, schlüpfen in Kampen auf der nordfriesischen Insel Einwohner und Besucher in Hasenkostüme. Bei dem Familienspaß balancieren Groß und Klein bunte Eier auf Löffeln über die sogenannte Whiskey-Meile. Wer sein Ei unbeschadet ins Ziel trägt, erhält eine leckere Belohnung.

Ostereiertitschen

Der eine kennt’s, der andere nicht. Wer noch nie davon gehört hat, der sollte schnellstens trainieren. Denn beim Ostereiertitschen kommt es auf Erfahrung, Strategie und Geschick an. Zwei Kontrahenten treten mit ihren am schönsten bemalten Eiern gegeneinander an. Frei nach dem Motto „Aussehen ist nicht alles“ müssen sich ihre bunten Eier auch im Hartschalen-Wettkampf beweisen. Die Eierfreunde titschen ihre ovalen Lieblinge mit der spitzen Seite gegeneinander. Wessen Ei die Kollision heil übersteht, ist der Gewinner. Der andere darf den gelb-weißen Glibber aufwischen.

Ostereierwerfen

In vielen Teilen Deutschlands können an Ostern nicht nur Vögel fliegen. Ob im hohen Bogen oder besonders weit – beim Ostereierwerfen gibt es viele Varianten. Besonders weit fliegen die Eier in Hessen. Alljährlich lassen sich die Athleten neue Techniken einfallen, um Distanzrekord zu brechen. Im Odenwald kommt erschwerend hinzu, dass eine zweite Person das Ei fangen muss. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, das Ei über ein Haus zu werfen. Nach alter Überlieferung soll dies das Heim vor einem Blitzschlag bewahren.

Wie feiern Sie Ostern?

(Stand 03/2017, Irrtümer vorbehalten)